Samstag , 20 April 2024
Startseite | Europa | Großbritannien | Im Ärmel des British Channel: Guernsey, Sark und Alderney

Im Ärmel des British Channel: Guernsey, Sark und Alderney


Drei exotische Inseln in Europa vereinen das Beste von England und Frankreich – Die britischen Inseln sind nicht gerade als Gourmet-Paradies in die Geschichte eingegangen. Doch auf dem südlichsten Ausläufer, der Kanalinsel Guernsey, hat sich aufgrund zur Nähe Frankreichs eine bemerkenswerte Gastronomie entwickelt, die vor allem dem frisch aus dem Atlantik gefangenen Fischen, Austern, Jakobsmuscheln und Krustentieren Tribut zollt. Zu den Top-Spezialitäten zählt der Europäische Hummer, dessen Fleisch von Feinschmeckern ganz besonders geschätzt wird.

„Streng genommen sind die Kanalinseln Guernsey und Jersey eigentlich kein Teil des Vereinigten Königreichs, sondern unmittelbar mit der Krone verbundene Gebiete. Sie sind auch nicht EU-Mitglieder“, erklärt Fernando Andrade, Eigentümer der Frühstückspension Auberge du Val. Andrade ist Portugiese, lebt seit mehreren Jahrzehnten in Guernsey und betreibt in dem 150 Jahre alten Bauernhaus neben der Pension auch ein Restaurant, das für seine Küche weit über die Grenzen hinaus bekannt ist. „Ich habe das Restaurant, das bereits vorher als ein Gourmettempel bekannt war, übernommen und auf hohem Niveau weitergeführt“, meint der Hotelier.

Als Portugiese versteht er einiges von den Meerestieren und vom Wein. Außerdem kommen alle in der Küche verwendeten Kräuter aus dem hauseigenen Garten. „Gartenkultur wird auf Guernsey ganz groß geschrieben. Jeder auf der Insel ist extrem stolz auf seinen Garten und vor allem auf seine Blumen“, erzählt Andrade. Ausreichende Niederschläge und der Einfluss des Golfstroms, der Temperaturextreme verhindert, sorgen für eine üppige Vegetation. Harter Frost ist unbekannt, daher gedeihen auf den Inseln Yuccapalmen und zahlreiche andere subtropische Gewächse.

Napoleonische Wachtürme Guernsey

Martello Tower Guernsey

Wandern von einer Bucht zur anderen
Seit einigen Jahren stehen die Kanalinseln bei Touristen hoch im Kurs. „Wer hierher kommt, liebt die Natur“, bestätigt auch Andrade, denn Wandern und Fahrradfahren gehört zu den größten Highlights. Faszinierend daran ist, dass man sehr oft den Eindruck hat, völlig allein auf dem Eiland unterwegs zu sein. Auf dem „Cliffpath“, dem Wanderweg entlang der Steilküste im Süden der Insel, der auch zu den Badebuchten wie etwa der Fermain Bay oder der Petit Bot Bay mit ihrem napoleonischen Wachturm führt, begegnet man schon hier und da anderen Reisenden, doch alles hier scheint in einem entschleunigten Tempo zu funktionieren.

Die Kanalinseln weisen eine wirklich große Zahl stressreduzierter Plätze auf – und diese muss man gar nicht lange suchen. Eine Ausnahme in Sachen Gemächlichkeit gibt es aber: und das ist der allgegenwärtige Atlantische Ozean. Wenn nämlich die Flut kommt, dann ist, so man weit draußen an einen der langen Sandstrände der Westküste ist, Eile angesagt. Der Gezeitenunterschied beträgt zwischen elf und 14 Meter und kann so manchen Weg schnell versperren. So ist das kleine Inselchen Lihou an der Westküste, nur bei Ebbe über einen kopfsteingepflasterten Fußweg erreicht werden. Tafeln mit den jeweiligen Tidenhüben geben genaue Auskunft.

Wechselhafte Geschichte und Zeugnisse davon
Eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten in der kleinen Inselhauptstadt St. Peter Port ist das Belle Epoque Haus des französischen Schriftstellers Victor Hugo. Der Literat musste 1856 Frankreich verlassen und blieb bis 1870 im Exil. Das Haus, das nach Plänen des großartigen Schriftstellers umgebaut und umgestaltet wurde, bietet einen Einblick in das Leben des universellen Geistes des Schriftstellers. Eine Besonderheit ist das Schreibpult in seinem Arbeitszimmer von dem aus man das französische Festland sehen kann. Geschichtsträchtig sind auch die zahlreichen prähistorischen Grabhügel, die über die Insel verstreut zu finden sind. Eine Zeitperiode, an die man sich auf den Kanalinseln nur mit Schecken erinnert, ist jene der deutschen Besatzung von 1940 bis 1945. Mehrere Wachtürme an der Küste, ein Untergrund-Hospital sowie das sehenswerte German Occupation Museum erinnern an diese Zeit. Die Deutschen waren sogar so gründlich, sämtliche Ortsnamen einzudeutschen bzw. zu übersetzen. Die lokale Bevölkerung, deren Muttersprache auch heute noch ein normannischer Dialekt namens Patois ist, hat die Besatzer verabscheut und ständig versucht die Treue zum Königreich zu demonstrieren. Die Deutschen haben die Insulaner dazu verpflichtet, bei der Errichtung der Festungsanlagen an den Küsten mitzuarbeiten. Deutsche Kriegsgefangene wurden 1945 dazu eingezogen, den Weg am schmalen befestigten Fahrweg, der die Insel Sark mit Little Sark verbindet und La Coupee genannt wird, zu befestigen. Das war eine der Revanchen für die Besatzer.

Sark: Ausflug ins vorige Jahrhundert
Rund elf Kilometer östlich von Guernsey liegt die kleine, steil aufragende Insel Sark. Autos gibt es dort keine – Traktoren, Fahrräder und Pferdekutschen bestimmen das Bild. Die Insel war bis zu einer Gesetzesreform 2008 der letzte Feudalstaat Europas. Eigentum konnte man nicht erwerben, sondern nur als Lehen bekommen. Das ist zwar heute auch immer noch so, aber die Zustimmung des Seigneur ist nicht mehr bei allen Belangen erforderlich. Die rund 600 Sarkees sind sehr gemütliche Menschen, die heute in erster Linie vom Tourismus leben. Die Seigneurie, das Wohnhaus des Feudalherrn, ist zwar für die Öffentlichkeit nicht zugänglich – sehr wohl aber der unglaublich reiche Blumengarten. Das Argument, dass das Klima hier subtropisch sei, weisen die Sarkees allerdings zurück. Das habe man früher den britischen Gästen erzählt, die nicht wußten, was wirkliche Hitze bedeutet, tuschelt man hinter vorgehaltener Hand. In den warmen Sommermonaten lohnt es sich, die früheste Fähre zu nehmen, um den Frühnebel, der über dem Eiland liegt, beim Verschwinden zuzusehen. Besonders beeindruckend ist dieser Anblick bei La Coupee.

Alderney: Die Insel mitten im Kanal
Der Ausflug zur rund 35 Kilometer entfernten Insel Alderney ist allein schon aufgrund des Fluges ein Erlebnis. Die 17-sitzige Britten Norman Trislander gewährt während des knapp 15 minütigen Fluges grandiose Ausblicke auf Guernsey, Herm und dann auch auf Alderney selbst. Wie in einer dünnen Zigarre sitzt man in ständiger Berührung mit dem Nachbarn im dreimotorigen Turbo-Prop-Flugzeug, das sich schaukelnd in die Lüfte bewegt. Der Flug ist dennoch erstaunlich ruhig. Die Landung auf dem kleinen verschlafenen Flugplatz der acht Quadratkilometer großen Insel verläuft unspektakulär. Mit einem Taxi fahren wir in die putzige kleine Hauptstadt St. Anne, die im Landesinneren liegt. Es ist als hätte man eine Zeitreise um 50 Jahre zurück gemacht: Hier gibt es kaum Autos und vor allem keine Hektik. Alles ist idyllisch verschlafen und dementsprechend langsam. Zu den bevorzugten Urlaubsaktivitäten zählen Wandern, Radfahren, Fischen und Segeln – wie das Fremdenverkehrsamt es anpreist. Macht man sich auf den Weg dieses Eiland zu erkunden, begegnet man noch zahlreichen historischen Stätten wie mehreren Forts, die im 19. Jahrhundert gegen die Franzosen errichtet wurden. Alderney, so spotten die Bewohner der großen Inseln werde ohnehin nur von Trunkenbolden bewohnt, die sich an die Felsen der Insel klammern und nichts produzieren als leere Flaschen, die dann von den Flutwellen wieder ins Meer gespült werden. Tatsache ist, dass Alderney als das Aschenputtel unter den Kanal-Inseln gilt. Es ist von großer Schönheit, aber ohne Geld. Doch abfällige Äußerungen über die Nachbarinseln – Guernseyaner stänkern über Jerseyaner und auch umgekehrt – scheinen hier Alltag zu sein. Der Erholungswert eines Alderney-Besuchs ist jedenfalls sehr hoch und wer sich dann auch noch die Zeit dafür nimmt, eine Inselwanderung zu machen, wird mit reichlich Natur entschädigt. Reichlich vorhanden sind auch hier alle Arten von Meeresgetier – ganz besonders natürlich Krustentieren. Das heißt, dass der kulinarische Höhenflug auch hier wieder seine Fortsetzung findet. Der warme Lobster als Mittagsmenü wirkt schon als ziemliches Understatement – vor allem dann, wenn es sich um ein ganz einfaches Lokal handelt, in dem man diesen köstlichen Snack zu sich nimmt.

Individualität zählt auf jeden Fall
Das gegenseitige Buhlen der beiden großen Inseln Jersey und Guernsey – zu dessen Bailiwick (Amtsbezirk) auch Sark und Alderney gehört – haben zahlreiche skurrile Formen angenommen. Jede der beiden Inseln gibt eigene Münzen, Banknoten und Briefmarken heraus, die auf der jeweils anderen Insel nicht gültig sind. In Guernsey sind die Postkästen blau (auf Sark neuerdings golden lackiert), in Jersey rot. Beide Inseln sind auch für ihre eigenen Rinderrassen bekannt und beide Arten geben eine sehr fette Milch, die auch zu Eiscremes und Desserts verarbeitet wird. Guernsey-Kühe produzieren bezogen auf ihre Körpermasse rund 8.000 Liter Milch pro Jahr. Das ist mehr als jede andere Rinderrasse. Was den Guernseyern allerdings bitter aufstößt, ist die Tatsache, dass Jersey mit 117 Quadratkilometern Fläche um mehr als ein Drittel größer ist. Am Reiz der exotischen Eilande ändert das jedoch nichts. Davon konnte sich der Autor sogar mehrmals selbst überzeugen. Doch das ist eine andere Geschichte, die vielleicht später mal auch hier publiziert wird.

INFORMATIONEN:

GUERNSEY ADRESSEN:
Adressen in den Channel Islands bezeichnen – in erster Linie Hausnamen, gefolgt von der Ortschaft und dem jeweiligen Church Parish (Kirchenbezirk); Auf Sark gibt es überhaupt keine Adressen, sondern nur Hausnamen, die jedem Einheimischen bekannt sind;

Fremdenverkehrsämter:

Guernsey:
Visit Guernsey, PO Box 459
Raymond Falla House, Longue Rue
St. Martin’s, Guernsey GY1 6AF
Tel: +44 1481 723 552
Email: enquiries@visitguernsey.com
http://deutsch.visitguernsey.com
(erteilt auch Auskünfte über Bed & Breakfast)

Sark:
Tel: +44 1481 832 345
Email: office@sark.co.uk
http://www.sark.co.uk

Alderney:
States of Alderney
PO Box 1001, Alderney, GY9 3AA
Tel: +44 1481 822 811
Email: info@visitalderney.com
http://www.visitalderney.com

Anreise:
Air Berlin fliegt von Juni bis Ende September
Samstags von Düsseldorf nach Guernsey.
http://www.airberlin.com
Alderney wird von der lokalen Fluggesellschaft Aurigny mehrmals täglich von Guernsey aus angeflogen. http://www.aurigny.com
Sark ist ausschließlich mit der Fähre erreichbar. Fahrplan-Auskünfte erteilen die jeweiligen Tourismusämter.

Unterkünfte Guernsey:
Old Government House Hotel (mit Restaurant La Brasserie)
St. Ann’s Place, St. Peter Port, GY1 2NU
Tel: +44 1481 724 921
Email: reservations@theoghhotel.com
http://www.theoghhotel.com

La Fregate Hotel
Les Cotils, St. Peter Port, GY1 1UT
Tel: +44 1481 724 624
Email: enquiries@lafregatehotel.com
http://www.lafregatehotel.com

Auberge du Val (Restaurant angeschlossen)
Sous L’Eglise, St. Saviour, GY7 9FX
Tel: +44 1481 263 862
Email: bookings@aubergeduvalguernsey.com
http://www.aubergeduvalguernsey.com
(Restaurant hat Montag Ruhetag)

The Peninsula Hotel (mit Restaurant ‚Sarnia’)
Les Dicqs, Vale, GY6 8JP
Tel: +44 1481 248 400
https://peninsula.gg/

Bella Luce Hotel And Spa (Restaurant angeschlossen)
Lane Fosse, St. Martin’s, GY4 6EB
Tel: +44 1481 23764
Email: wakeup@bellalucehotel.com
http://www.bellalucehotel.com

Restaurants Guernsey:
The Old Quarter Restaurant
15 Mansell Street, St. Peter Port, GY1 1HP
Tel:+44 1481 727 268
http://www.oldquarter.co.uk
Täglich Abends, Dienstag bis Sonntag auch Lunch

Boulangerie Victor Hugo Guernsey
The Longstore, St. Peter Port (täglich geöffnet)
– Filiale: New Road, St. Sampson’s (täglich geöffnet)
– Filiale: Sark (Mittwoch Ruhetag)
https://www.facebook.com/boulangerie.victorhugo/
Cafe, hausgemachte Mehlspeisen, Sandwiches, Lunch-Menüs;

Le Petit Bistro
56 Lower Pollet, St. Peter Port, GY1 1WF
Tel: +44 1481 725 055
Email: info@petitbistro.co.uk
http://www.petitbistro.co.uk

The Cornerstone Cafe Bar (Pub)
2 La Tour Beauregard, St. Peter Port, GY1 1LQ
Tel: +44 1481 713 832

Snacks:
Rousse Kiosk, Les Dicqs, Vale, GY6 8JP
Tel: +44 7781 106 446
Cafe, hausgemachte Mehlspeisen, Sandwiches, (täglich geöffnet)

Grande Rocques Bar & Bistro
Saline Road, Grandes Rocques, Castel, GY5 7FX, Guernsey
Tel. +44 1481 255 733

Sark:
Achtung: Unterkünfte sollten in den Sommenmonaten unbedingt vorab reserviert werden, da die Zimmer-Anzahl sehr beschränkt ist.

Dixcart Hotel (Restaurant angeschlossen)
Dixcart Lane, Sark, GY10 1SD
Tel +44 1481 832 832
Email: reservations@sarkislandhotels.com
http://www.dixcarthotel.com

Hotel Petit Champ (Restaurant angeschlossen)
Sark, GY10 1SF
Tel +44 1481 832 832
Email: reservations@sarkislandhotels.com
http://www.hotelpetitchamp.com

Stocks Hotel (Restaurant angeschlossen)
Sark, GY10 1SD
Tel +44 1481 832 001
Email: reception@stockshotel.com
http://www.stockshotel.com

Sablonnerie Hotel & Tea Gardens (Restaurant angeschlossen)
Sark, GY10 1SD
Tel: +44 1481 832 061
Email: reservations@sablonneriesark.com
http://www.sablonneriesark.com

Lokale auf Sark:

Nicole’s
Tel: +44 1481 832 302
http://www.nicoles.sark.gg/

Sue’s Tea Garden
Tel: +44 1481 832 107

Alderney:
Braye Beach Hotel (Restaurant angeschlossen)
Braye Road, GY9 3XT
Tel: +44 1481 824 300
Fax: +44 1481 824 301
http://www.brayebeach.com/
Restaurant Sonntag geschlossen

The Victoria Hotel
Victoria Street, GY9 3U
Tel: +44 1481 822 754
Email: info@victoriahotelalderney.com
http://www.victoriahotelalderney.com






Deine Meinung?









Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.Benötigte Felder sind markiert *

*