Der klingende Name geht auf die Rettung französischer Seeleute am 13. Dezember 1502 – dem Festtag der heiligen Märtyrerin Lucia von Syrakus – zurück. Die französischen Kolonialherren, die sich mit den Briten abwechselnd um das Territorium stritten, übernahmen den Namen. Von den Arawak, die vorher hier lebten und die die Insel Iouanalao (Land der Leguane) nannten, ist bis heute nichts mehr übriggeblieben. Das 617 km2 große gebirgige Eiland wurde 1815 endgültig von den Briten übernommen und 1979 unabhängig. Heute zählt St. Lucia zu den beliebtesten Reisezielen der Karibik.
Bis zur Einführung eigener Briefmarken 1860 wurden in der Kronkolonie britische Briefmarken ohne Kennzeichnung verwendet. Sie wurden mit dem Balkenovalstempel A11 entwertet. Die von 1860 bis 1880 verausgabten Marken mit dem Portrait von Königin Viktoria hatten keine Wertangaben. 1902 gab es die erste Sondermarke zum 400. Jahrestag der Entdeckung der Insel. Seit 1936 sind sehr viele, zum Teil sehr schön gestaltete Briefmarken erschienen. Gewöhnungsbedürftig sind allerdings die vielen Weihnachts- und Ostermarken mit christlichen Darstellungen der großen Meister. In Verruf geriet das Sammelgebiet St. Lucia auch wegen der Omnibus-Ausgaben „Leaders of the World“ – bei denen internationale Lokomotiven, historische Autos und Monarchen abgebildet wurden. Viele der Motive haben keinen Bezug zur Insel. Im Vergleich zu anderen Karibikinseln ist die Zahl der Ausgaben aber dennoch deutlich geringer. Geringer ist auch die Anzahl von Marken mit Tiermotiven. In den vergangenen Jahren wurde das Ausgabeprogramm von Neuerscheinungen drastisch reduziert. Zwischen 2014 und 2019 gab es jährlich nur eine Markenserie, 2017 und 2018 überhaupt keine.
Ein nettes Philateliebüro in Castries
Ein Lokalaugenschein am Hauptpostamt Castries – der Hauptstadt St. Lucias – macht deutlich, wie groß der Aufwand ist, zum Philatelie-Schalter zu gelangen. Dieser befindet sich nämlich nicht in der Schalterhalle, sondern im Obergeschoss des Gebäudes und ist ausschließlich über den Hofeingang erreichbar. Ein sehr freundlicher Herr bedient seine Kunden hier und gewährt Einblicke in seine Schätze. Vorrätig sind auch einige ältere Sätze. Das Philatelic Bureau verfügt übrigens über keinen eigenen OT – was eher ungewöhnlich ist. Wenn man die Sammlerpost stempeln will, muss man wieder zurück in die Schalterhalle. Sehr groß ist die Nachfrage nach Philatelieprodukten allerdings nicht mehr, weiß der Beamte zu berichten. Nur wenige Auslandskunden kommen hier vorbei, dabei ist Castries einer der beliebtesten Kreuzfahrthäfen der Kleinen Antillen. An manchen Tagen kommen bis zu 6.000 Kreuzfahrer in die kleine Hauptstadt.
Zu Besuch auf Dorfpostämtern
Nach der Statistik der UPU gab es 2018 insgesamt 47 Postbüros auf der Insel. Postämtern kommt in St. Lucia eine wichtige Rolle zu: Da es keine Hauszustellung gibt, sind die Ämter auch zur Abholung von Postsendungen für jene Bewohner da, die kein Postfach besitzen. Beim Besuch einiger kleiner Postämter wurde deutlich, dass die Beamten keine Erfahrung mit eingeschriebenen Briefsendungen ins Ausland hatten: In jedem der drei Sub-Postämter war das Prozedere anders. In einem Postamt musste der Autor sogar den Reisepass bei der Briefaufgabe vorweisen. Eilig hat man es indes mit internationalen Sendungen nicht. Ein großer Teil der Briefe brauchte sechs Wochen bis zur Ankunft in Wien.
Website: https://stluciapostal.com
Literatur:
Edward Proud: „The Postal History of St. Lucia & St. Vincent“, Proud-Bailey, 2005