Island ist ein kulinarisches Wunder in Europa – auf weiter Flur ist es ein Land des Fastfood und es ist ein Land mit obskuren Spezialitäten, die sogar von so manch asiatischen kaum getoppt werden können. Vergammelter Hai, in Sauermilch eingelegte Schafsköpfe oder Hoden und so weiter und so weiter.
Was europäische Gemüter ganz böse erhitzt, ist die Freude der Isländer an Walfleisch. Doch sind es die zahlreichen wagemutigen Touristen, die die Nachfrage nach dem Fleisch der Meeressäuger ziemlich stark anheben. Denn die „ich-will-es-ja-nur-mal-kosten“-Ideologie hochgerechnet auf die Zahl der Auslandsgäste, mscht ganz schön was aus. Und ein kleiner Ratschlag hinterher: „Versuchen Sie nie mit einem Isländer über Walfang zu diskutieren. Das endet böse – und zwar für Sie.“
Abgesehen von den interessanten Spezialitäten gibt es ein grundsätzliches Problem in Island: Alles ist extrem teuer. Wer also mit kleiner Brieftasche hier unterwegs ist, wird dazu gezwungen, auf Hot-Dogs (eine isländische Spezialität, wie man mir versicherte), Burgers und Fish’n’Chips umzusteigen.
Einmal sollte man sich allerdings doch ein tolles Essen leisten – und dieses Lokal wurde mir von einem isländischen Küchenchef eines anderen Lokales wärmstens empfohlen: Matur og Drykkur – was auf isländisch so viel bedeutet wie „Essen und Trinken“. Das Restaurant in der Nähe des Hafens bietet eine moderne isländische Küche mit drei verschiedenen Set-Dinner-Menüs an. Ein „Icelandic“, ein „Seafood“ und ein „Vegetarian“.

Trout smoked with sheep’s dung, horseradish and toasted flatbread – mit Schafsdung geräucherte Forelle mit Meerrettich und getoastetem Brot
Die mit unglaublicher Hingabe zubereiteten Speisen waren auch geschmackliche Sensationen: der knusprige, getrocknete Fisch war die erste Überraschung, das doppelt geräucherte Lammfleisch entfaltete ein zartes Aroma und die geräucherte Forelle war allein schon von ihrer Konsistenz Weltklasse.
Beim isländischen Menü kam ein wunderbar mürbes, gesalzenes Lamm mit Linsen am Teller – und beim Fischmenü gab es den sensationellen Dorschkopf, der wie es sich herausstellte, die Top-Spezialität des Lokals schlechthin ist. Das extrem zarte Fleisch erhielt durch das Kochen in der Hühnersuppe einen noch feineren Geschmack.
Kein Wunder also, dass das Lokal im Michelin-Guide 2017 als eine Empfehlung gelistet ist.
MATUR OG DRYKKUR – Grandagar∂ur 2, 101 Reykjavik, www.maturogdrykkur.is