Mittwoch , 15 Mai 2024
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Postgeschichte Gambia: An der „Smiling Coast Westafrikas“


Der kleinste Staat des afrikanischen Festlandes ist etwa so groß wie Oberösterreich, hat aber eine eigenartige Gestalt: Zwischen 12 und 17 km breit erstreckt er sich beiderseits des gleichnamigen Flusses in West-Ost-Richtung und reicht rund 350 km tief in den Senegal – von dem er, bis auf die Küstenlinie, vollständig umschlossen ist.

Die Gambier gehören zu den freundlichsten und nettesten Menschen, die es gibt und es bestätigt sich auch permanent, wenn man hier, in einem der wenigen englischsprachigen Ländern Westafrikas, unterwegs ist. Die Menschen sind unendlich geduldig und tragen gern ein Lachen auf dem Gesicht, obwohl die wirtschaftliche Lage nicht unbedingt einfach ist – und es wenige Gründe zum Lachen gibt.

Mitte des 15. Jahrhunderts entdeckten die Portugiesen die Küste und seit 1587 gab es Handelsbeziehungen mit den Briten, die 1765 zusammen mit dem Senegal die Kolonie „Senegambien“ gründeten. 1807 wurde diese Kolonie getrennt, wobei Senegal französisch wurde, während Gambia – von Sierra Leone aus verwaltet – britisch blieb. Erst 1843 wurde das Territorium mit der Hauptstadt Bathurst (heute Banjul) eine eigene Kronkolonie.

Bunte Postgeschichte

(Postamt von Bakau – von außen und von innen)

1858 wurde von der britischen Kolonialregierung ein Postdienst eingerichtet, ab 1869 gab es eigene Briefmarken. Hauptverkehrsweg im schmalen Land war lange Zeit nur der Fluss. Straßen oder Eisenbahnen gab es nicht. Ab 1922 wurde daher erstmals ein schwimmendes Postamt eingerichtet, das auch die weiter im Landesinneren gelegenen Ortschaften bediente. Die Stempel, die hier zum Einsatz kamen, trugen die Aufschrift „T.P.O. Gambia“ (für Travelling Post Office). Diese Postschiffe waren bis in die 1960er-Jahre im Einsatz (Bild).

Mit der Unabhängigkeit von Großbritannien – am 18. Februar 1965 – wurde das Land auch postalisch unabhängig. Der Postdienst wurde vom „Department of Posts and Telecommunications“ übernommen – wobei dieses ab 1976 dann als reines Post-Department geführt wurde. Seit 2006 heißt das Unternehmen GAMPOST. Schon mit der Unabhängigkeit begann man mit der Herausgabe von Motivbriefmarken. Zunächst war die Ausgabepolitik moderat. Doch das änderte sich dann ab den 1990-er Jahren: Gambia hat sich in der Welt der Philatelie einen Namen dafür gemacht, jährlich hunderte bunte Motivbriefmarken herauszubringen. Diese sind zum Teil auf der Hauptpost in Banjul erhältlich. Die ganze Sache hat allerdings einen Haken, erklärt mir der Postmeister freundlich: Diese Briefmarken sind nicht frankaturgültig. Die nette Verkäuferin hinter dem Philatelieschalter verneinte das zwar, aber der Postmeister beharrte darauf, die Dauermarken von 2010 (mit verschiedenen Musikinstrumenten) als einzige Marken zum Frankieren zuzulassen.

Zu Besuch auf der Post

(Postamt Brikama – von aussen und von innen)

Und es gibt noch eine Besonderheit in Gambias Postämtern: Die Briefe werden nicht am Postschalter gestempelt, sondern in einer „anderen Abteilung im hinteren Bereich des Postamts“ (wörtliches Zitat). Man ist hier übrigens recht großzügig, was die Entwertung angeht: ein Großteil der Poststücke wurde nämlich überhaupt nicht gestempelt. Für Briefsammler also sehr enttäuschend. Zum Einsatz kamen – mit der Ausnahme des Hauptpostamts in Banjul – Poststempel ohne Datum. Dieses solle per Hand in die dafür vorgesehene freie Zeile eingetragen werden – was de facto nie passierte.

Während meines Aufenthalts in Gambia habe ich vier der insgesamt zehn Postämter des Landes besucht. Das Flughafenpostamt war trotz der Listung auf der Homepage www.accessgambia.com nicht mehr existent. Die Homepage www.gampost.gm war (und ist) offensichtlich seit Monaten offline. Auf allen besuchten Postämtern herrschte kaum Betrieb und es kam mehr als einmal vor, dass ich der einzige Kunde dort war. Auch in Westafrika verdrängt die digitale Kommunikation das Briefeschreiben.

(Hübsche bunte Briefmarken, die man allerdings nicht frankieren darf)

Trotz der Freundlichkeit des Personals und der Bemühtheit einem Sammler behilflich zu sein, war das Ergebnis nicht immer großartig.  Zum einen dauerte der Transport der Poststücke fast 6 Wochen – und zum anderen war die Stempelqualität – mit Ausnahme der Hauptpost – eher schlecht. Dafür gehören moderne Einschreibebriefe nach Europa mittlerweile zu den größeren Raritäten – denn wie man mir auf der Post in Brikama und in Banjul erklärte, komme das nur sehr selten vor, dass jemand diesen Service heute noch nutzt.

Postamtsleiter in der Hauptpost von Banjul

Weitere Briefe von Gambia






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