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Penang: Malaysias Perle des Orients


Die Insel Penang im Nordwesten der malayischen Halbinsel ist ein Schmelztiegel Asiens. Der Bundesstaat dessen Hauptstadt Georgetown auch einfach Penang genannt wird, bildet das Herzstück einer einmaligen Mischung malaysisch-indisch-chinesischer Kultur. Ich war im September 2015 zum zweiten Mal hier – und habe jede Sekunde davon genossen.

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„Auf den bunten Foldern im Fremdenverkehrsamt steht, dass Penang die Perle des Orients ist. Dazu mag jeder eine eigene Vorstellung haben, aber einmalig ist es jedenfalls,“ erklärt Reiseleiter Yeap Peng Hoe. Er, der in der Zwischenzeit die ganze Welt bereist hat, schätzt an seiner Heimat vor allem die Atmosphäre und kulturelle Vielfalt. „Wer die Jalan Masjid Kapitan Keling im alten George Town entlang geht, hat auf einer Länge von 800 Metern vier Andachtsstätten: die anglikanische St. George’s Church, den buddhistischen Tempel der Göttin der Barmherzigkeit Kuan Jin, die Kapitan-Keling-Moschee und in der Nebengasse befindet sich dann noch der hinduistische Sri-Mahamariamman-Tempel.“ Yeap liebt auch die alten kolonialen Luxusvillen, die es zuhauf gibt. Er kennt sie alle und schimpft, wenn ein solches Gebäude dem Verfall preisgegeben wird. „Das ist das kulturelle Erbe Penangs“, meint er stolz. Dabei ist die Bezeichnung Penang etwas irreführend, denn sie steht für die ganze Insel mit der Hauptstadt George Town, die im Volksmund auch nur als Penang bezeichnet wird und zudem für den ganzen Bundesstaat, zu dem auch ein Streifen am Festland der malayischen Halbinsel gehört.

 

George Town: Ein UNESCO-Weltkulturerbe

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Penang ist auch bei Gästen aus anderen asiatischen Staaten sehr beliebt

Die Geschichte Penangs mit den verschiedenen Kulturen und Traditionen wird deutlich, wenn man durch die engen Straßen des pulsierenden George Town wandert. „Die Ernennung dieses einzigartigen Konglomerats zum UNESCO-Weltkulturerbe hat viel Positives gebracht, denn viele heruntergekommene alte Gebäude wurden restauriert und in kleine Boutique-Hotels oder zu netten Cafés umgebaut“, erzählt Yeap. „Die alten chinesischen Ladengeschäfte waren so aufgebaut, dass im Parterre das Geschäftslokal und im Obergeschoß die Wohnstätte der Familie untergebracht war. Reiche Händler hatten dazu noch offene Innenhöfe, die für eine gute Durchlüftung sorgten – eine Art natürliche Air Condition.“ Auf der Straßenseite gibt es breite überdachte Gänge, die Passanten vor Hitze und Regen schützen. Das Flanieren durch die Stadt wird so auch heute noch zum Vergnügen. Nebenbei bieten sich übrigens Fahrradrikscha-Fahrer an, die einem die interessantesten Häuser zeigen. Eines davon ist das chinesische Clan-Haus Khoo Kongsi am Cannon Square.

 

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Chinesisches Clan-Haus Khoo Kongsi am Cannon Squar

Die üppigen Verzierungen am Dachfirst, wo sich blaue Drachen zwischen Blumen und anderen Figuren tummeln, sind faszinierend und machen vor allem eines klar: der Clan, der wie die meisten Chinesen hier aus den südlichen Provinzen des Reichs der Mitte kamen, war sehr wohlhabend und mächtig. Allein der verbaute Zierrat wiegt an die 25 Tonnen – und dabei handelt es sich gar nicht um das ursprünglich errichtete Clan-Haus. Denn kurz nach der Fertigstellung dieses – im Jahr 1894 – kam es zu einem mysteriösen Feuer, das alles zerstörte. „Man erzählte sich die Legende, dass dieses Gebäude zu üppig für den Schutzpatron ausfiel und die Extravaganz die Götter beleidigt hätten.“ Das heutige Clan-Haus, das 1906 fertiggestellt wurde, fiel etwas weniger prunkvoll aus, was man allerdings kaum feststellen kann. Alleine die große Relief-Tafel an der Vorderseite macht deutlich, welche Meister hier am Werk waren.

 

Gelebter Buddhismus auf Schritt und Tritt

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Thailändischer Wat Chayamangkalaram

Dominant im Straßenbild von George Town ist das chinesische Erbe und mit ihm auch die vielen buddhistischen Gebetshäuser. Der älteste ist der zuvor erwähnte Tempel der Göttin der Barmherzigkeit (Kuan Jing) in der Jalan Masjid Kapitan Keling. Hier kann man Pilgern beim Beten und Entfachen von Räucherstäbchen zusehen. Beliebt ist auch die Orakelbefragung mit den 100 Stäbchen, die aus Köchern geschüttelt werden. Mögen die modernen Moscheen des muslimisch geprägten Staates Malaysia vielleicht größer und imposanter sein, die exotischen Tempel mit den dampfenden Räucherstäbchen ziehen Touristen jedoch offensichtlich magisch an. Sehenswert ist auch der Kek Lok Si Tempel mit der 30 Meter hohen Ban Hood Pagode, die die Baustile Chinas, Thailands und Burmas abbildet.

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Kek Lok Si Tempel mit der 30 Meter hohen Ban Hood Pagode

Ein sehr häufig besuchter Tempel ist auch der große thailändische Wat Chayamangkalaram in der Lorong Burma mit der 33 Meter langen liegenden Buddhastatue. Das Grundstück überließ Queen Victoria einst der Thai-Gemeinde auf Penang, die hier diesen Tempel errichtete. Eine Galerie stehender Buddhastatuen umringt den liegenden. Urnen Verstorbener sind in den Wänden des Tempels eingelassen. Eine Glücksmaschine setzt sich für ein paar Münzen in Bewegung und stoppt auf einem Zahlenfeld, deren zugehörige Weissagung auf einem Zettelchen in einem Kästchen entnommen werden kann. Gleich vis a vis bewachen zwei mächtige weiße Steinelefanten den burmesischen Buddha-Tempel.

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Segnung einer Familie

Gut erhaltenes britisches Erbe

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1771 setzte Captain Francis Light von der britischen Ostindienkompanie die Segel, um in Sumatra oder auf der malayischen Halbinsel nach einem geeigneten Handelsposten zu suchen. Er fand Penang und in zähen Verhandlungen – mit anschließender Waffengewalt – gelang es den Briten das Gebiet zu erobern. Als die Briten kamen, lebten nur etwa 1.000 Menschen hier. Doch die Kolonie wuchs schnell. Penang war lange vor Singapur die Hauptstadt der britischen Straits Settlements (die die Territorien Melakka, Singapur und Penang umfassten). Eine Hochblüte erlebte Penang in den 1850er Jahren, als am Festland reiche Zinnvorkommen entdeckt wurden, eine weitere mit der zunehmenden Bedeutung von Naturkautschuk Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Bevölkerung war inzwischen rasant angewachsen. Viele der großartigen Gebäude, die heute noch gut erhalten sind, stammen aus dieser Zeit – darunter auch das altehrwürdige Eastern & Oriental Hotel, das immer noch das erste Haus am Platz ist.

 

Nyonya: die älteste Fusion-Küche der Welt

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Hokkien Mee

Die Vielfalt Penangs spiegelt sich auch in der hervorragenden Küche wider. Dabei spielen die kulturellen Gepflogenheiten der einzelnen Religionen eine große Rolle: Die Staatsreligion ist der Islam und daher sind viele der malaysischen Lokale ‚halal’ und servieren kein Schweinefleisch. Hindus essen kein Rindfleisch und einige Buddhisten sind überhaupt Vegetarier. Viele der chinesischen Malaysier essen allerdings alles, was vier Beine hat, fliegt oder schwimmt. Malayinnen, die für die ersten überwiegend männlichen chinesischen Einwanderer kochten, haben die älteste Fusion-Küche der Welt, die Nyonya-Küche entwickelt. Chinesisch ist die Zubereitung im Wok, malayisch scharf sind die Gewürze und man isst nicht mit Stäbchen, sondern mit Gabel und Löffel. Selbst mit ähnlichen Zutaten schmecken die Gerichte indischer, malayischer, chinesischer und europäischer Köche völlig unterschiedlich.

Eine Nyonya-Expertin ist die Kochlehrerin und Kochbuch-Autorin Pearly Kee, die erzählt: „Damals als die Einwanderer, die hier ankamen kaum Geld hatten, um sich etwas zu leisten, entstanden die kleinen fahrbaren Küchenwägen, die mit einem kleinen Kohlekocher ausgestattet waren und fahrend ihre Produkte anboten. Es waren einfache Speisen. Jeder Händler bot zumeist nur eine einzige davon an. Zu den billigsten – aber zugleich auch beliebtesten zählen die breiten gebratenen Reisbandnudeln Char Kuai Teow – die mit viel Knoblauch, Schweineschmalz, süßer dicker Sojasauce mit einem Hauch von Karamellgeschmack sowie frischen Garnelen und Muscheln zubereitet werden.

Ein zweites sehr beliebtes Gericht ist Hokkien Mee – gelbe Eiernudeln ebenfalls mit Schweineschmalz und Knoblauch gewürzt, aber zusätzlich mit reicher Fleischbrühe und einem Schuss Austernsauce aufgegossen und mit frischen Garnelen, Tintenfisch, eingerührten Eiern und grünem Gemüse gebraten. Auf der ganzen malayischen Halbinsel entstanden diese einfachen Spezialitäten – ein Amalgam, das die Handschrift der einzelnen Herkunftsländer der Einwanderer trug und immerzu verändert wurde. „Genaue Maßangaben über die Zutaten gibt es nicht. Vielleicht schmecken diese Gerichte daher in Singapur so anders, obwohl sie den gleichen Namen tragen.“

Das trifft auch auf andere ‚Signature Dishes’ von Penang zu: auf Rendang Daging etwa. Das ist eine malaysische Antwort auf Rindsgulasch: ein Eintopf aus einer dicken würzigen Sauce, die aus verschiedenen im Mörser zerstampften Kräutern besteht und mit Kokosmilch angerührt wird, bis das Fleisch diesen Sud aufgesogen hat. Bak Kut Teh (wörtlich übersetzt ‚Fleisch-Knochen-Tee’) ist ein Eintopf aus Schweinerippen mit Kräutern und Gewürzen wie Knoblauch und Sternanis, der lange gedünstet wird, ist ein typisches Gericht chinesischen Ursprungs. Rojak, ein kalter Gemüsesalat aus Ananas, Gurken und Yambohnen, abgemacht mit einer scharf-sauren Sauce aus Chilis, Tamarinde, Palmzucker und Shrimppaste gehört ebenso wie Assam Laksa – eine süßsaure Fischsuppe mit Reisnudeln und Kokoscreme zu den Top-Ten der Küche Penangs. Kee erzählt, dass der Großteil der chinesischen Einwanderer heute nicht mehr Mandarin versteht. Viele können auch nicht mehr Chinesisch lesen.

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Rojak, ein kalter Gemüsesalat aus Ananas, Gurken und Yambohnen, abgemacht mit einer scharf-sauren Sauce aus Chilis, Tamarinde, Palmzucker und Shrimppaste

Reichhaltige Fülle an jeder Straßenecke

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An fast jeder Straßenecke Penangs gibt es Garküchen, in denen irgendetwas gebraten, gebacken wird oder frische Suppen zubereitet werden. Die Menge der verschiedenen Gerichte würde Bände füllen. Wer sich auf einen der Märkte umsieht, kann anhand der angebotenen Obst- Gemüse-, Fleisch-, Fisch und Meeresfrüchtesorten erahnen, wie reichhaltig diese Küche ist. Übrigens kommt man in fachkundiger Begleitung auch dort nicht aus, ständig irgendetwas Neues zu kosten. „Wir lieben es einfach dauernd zu essen“, rechtfertigt sich Yeap und nascht von den süßen Nyonya Kuih Lapis (bunte Reis- Sagomehl-Desserts mit Kokosmilch), die verführerisch aussehen. „Es würde sich lohnen, länger hier zu bleiben um mehr von den Geschmäckern kennenzulernen“, meint er lächelnd. Er hat dabei einen wunden Punkt erwischt, denn Zeit hier ist leider zu kurz. Es gäbe noch viel mehr zu sehen und natürlich auch zu schmecken, aber das ist eine andere Geschichte.

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TIPPS UND ADRESSEN:

 

RESTAURANTS:

 

RESTAURANT KEBAYA Tolle asiatische Fusion-Küche in luxuriösem Ambiente; Weinbegleitung zu mehrgängigem menü; Das Lokal befindet sich im Hotel Seven Terraces. Stewart Lane, 10200 George Town, T: +60 4-264 2333 / + 60 4-261 2862 www.seventerraces.com

 

SRI ANANDA BAHWAN Eines der beliebtesten indischen Lokale der Stadt. Günstige Auswahl verschiedener authentischer Gerichte. 55 Lebuh Penang, Ecke Lebuh China T:+60 4-264 4204

 

RESTAURANT JAWI HOUSE Moslemische Nyonya/Peranakan-Küche auf hohem Niveau in sehr schönem Ambiente. 85 Armenian Street, 10200 Georgetown, T:+60 4-261 3680 http://jawihouse.com

 

NEW WORLD PARK Essensstände und kleine Restaurants in modernem Ambiente. Viele lokale Spezialitäten werden hier angeboten. 102 Jl. Burma/29 & 31, Lorong Swatow, 10050 Georgetown,

 

FOODSTALLS MEDAN SELERA SRI WELD Bei Büroleuten äußerst beliebter überdachter Essensmarkt mit großer Auswahl an Gerichten. Extrem preisgünstig. Lebuh Pantai

 

FOODSTALLS RED GARDEN FOOD PARADISE Lebendiger überdachter Essensmarkt im Innenhof einer alten Villa. Riesige Auswahl an verschiedenen Spezialitäten. Hier kann man auf Kostprobe gehen. Günstige bis sehr günstige Preise. 20 Lebuh Leith www.redgarden-food.com

 

MOH TENG PHEOW NYONYA KOAY Paradies für Süßschnäbel. In dieser Bäckerei gibt es eine Riesen-Auswahl von bunten Nyonya Kuih Lapis. Jalan Masjid (Off Chulia St). T:+60 4-261 5832, Montag geschlossen

 

HOTELS:

Am besten sucht man in der Buchungsplattform Hotels.com nach einer Unterkunft.

EASTERN & ORIENTAL Das Luxushotel der Stadt schlechthin. Der historische Flügel des Hotels strahlt immer noch die gediegene Athmosphäre kolonialer Vergangenheit aus.

10, Lebuh Farquhar, 10200 George Town, T:+60 4-222 2000 www.eohotels.com

SEVEN TERRACES Luxuriöses Boutique Hotel mit gediegener Atmosphäre in historischem Ambiente. Gewinner des Trip-Advisor „Best Choices 2015“ Award als „Bestes Hotel von George Town“. (Siehe auch Restaurant Kebaya)

Stewart Lane, 10200 George Town, T: +60 4-264 2333 / + 60 4-261 2862 www.seventerraces.com

Persönliche Empfehlung:

MERCHANT HOTEL Frisch renoviertes Stadthotel mit außergewöhnlich netter Crew. Junges Publikum, das sich hier trifft. Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, hoher Wohlfühlcharakter.

44, 45, Jalan Penang, 10000 George Town, T:+60 4-263 2828 merchanthotelpenang.com

 

Kochschule:

PENANG HOME COOKING SCHOOL Pearly Kee lernt, wie man Nyonya-Gerichte zubereitet. T:+60 16 437 4380 www.penanghomecookingschool.com

 

Penang Tourism Board www.mypenang.gov.my

Unter www.penang-traveltips.com/hawker-centres.htm findet sich eine Liste der besten Hawker Food Courts Penangs.

 

 

ALLGEMEINES MALAYSIA:

 

Anreise: Der 5-Sterne-Airline Qatar Airways fliegt von Wien über Doha nach Kuala Lumpur und bietet damit die beste unf auch günstigste Verbindung nach Malaysia. Top-Service bietet die Fluglinie in beiden Klassen; Spitzenklasse ist die Business Class, die von Skytrax als Weltbeste ausgezeichnet wurde. Die Weiterreise von Kuala Lumpur nach Penang erfolgt mit OneWorld-Partner Malaysian Airlines (Flugzeit 50 min.). Gemeinsame Buchung mit Qatar Airways ist möglich. www.qatarairways.com

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Einreise: Österreichische und deutsche Staatbürger brauchen zur Einreise einen mind. sechs Monate gültigen Reisepass;

 






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