Samstag , 27 Juli 2024
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Das Pinguin-Postamt: Port Lockroy in der Antarktis


Leicht ist das Leben für Stephen Skinner in den knapp viereinhalb Monaten Dienst nicht: Er hat nicht nur für den ordentlichen Ablauf und das Inkasso im Postamt zu sorgen, sondern auch sonst allerlei Verpflichtungen. Ach, ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass wir uns in einem der südlichsten Postämter der Welt befinden – und das ist auf einer winzigen Insel vor der antarktischen Halbinsel – genau gesagt auf 64 Grad 49 Minuten Süd und 63 Grad 30 Minuten West. Dort steht das kleine Postamt Port Lockroy- liebevoll auch Penguin Post Office genannt. Port Lockroy war als ‚Base A‘ bis 1962 britische Antarktisforschungsstation und wurde dann aufgelassen – bis man den Wert dieser historischen Station erkannte und sie durch den United Kingdom Antarctic Heritage Trust http://www.ukaht.org  fein säuberlich renoviert und wiederbelebt wurde. Mit sehr viel Liebe zum Detail wurden die zwei Gebäude herausgeputzt.

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Penguin Post Office

Gemeinsam mit drei weiteren KollegInnen ist Stephen in der Sommersaison 2014/15 – von November 2014 bis März 2015 – für diese Station verantwortlich. Das betrifft auch die niedlichen Pinguine, die quasi vor der Haustüre brüten. Sie zeigen zwar keine Scheu vor Menschen – dennoch müssen Sicherheitsabstände zu den Tieren eingehalten werden, um sie nicht unnötigen Stress auszusetzen. Dafür sorgt immer ein Stationsmitglied.  Bei den Kreuzfahrt-Passagieren ist Port Lockroy sehr beliebt. Schließlich kann man hier Grüsse an seine Liebsten schicken und den lustigen Pinguinstempel auf Karten und Briefen anbringen.

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Im Auftrag der Majestät: Der Postmeister bei der Arbeit

Für den Postmeister Skinner gibt es keine fixen Arbeitszeiten und auch keine Wochenenden oder Feiertage. Während der Sommermonate hat sein Postamt mitsamt dem kleinen Souvenirshop jeden Tag geöffnet -und zwar so lange bis der letzte Passagier seine Post erledigt hat. Allerdings gibt es die Regel, dass nur maximal 60 Passagiere auf einmal in Port Lockroy sein dürfen. Daher sorgen die Expeditionsleiter auf den Schiffen dafür, dass das kleine Postamt mit dem Museum nicht völlig überrannt wird.

Post aus der Antarktis

Für die Angestellten von Port Lockroy bedeutet das aber dennoch Arbeitstage mit 12- bis 14-Stunden-Diensten, denn wenn die Touristen einmal abgefahren sind, wird die Post gestempelt, sortiert und gebündelt und das Museum gesäubert. Abgeholt wird die Post dann von Versorgungsschiffen der British Antarctic Survey, die die Briefe und Karten über Stanley auf die Falkland Inseln bringen. Von dort wird alles per Luftpost nach London abgeleitet. Diese Schiffe bringen auch Proviant für die Mitarbeiter -und wahrscheinlich auch so manche Pakete mit Leckereien. Wer sich für diesen Job bewirbt, muss übrigens bei extrem guter Gesundheit sein, denn wenn einmal ein Notfall eintritt, dauert es mindestens drei Tage bis Hilfe da ist. Port Lockroy ist zu klein für einen Helikopter-Landeplatz – und Stanley ist sehr weit entfernt! Stephen, der diesen Sommer hier Dienst macht, ist übrigens ein studierter Geologe -und bei weitem kein ‚Outdoor-Novize‘ -aber das war angesichts der Arbeitsbedingungen ohnehin klar. Das gilt übrigens auch für seine drei Kolleginnen, die diese Saison hier sind.

Ich habe mich übrigens für den Job beworben und gefragt, was man noch alles erfüllen muss. Unter zustimmendem Nicken der anderen meinte die eine Forscherin: „Schnarchen darfst Du nicht, denn sonst kann keiner der anderen Anwesenden hier schlafen.“ Die Unterkunft in der neu errichteten Baracke ist  einfach und auch dementsprechend hellhörig. Und vor dem Geruch der Pinguine sollte man sich auch nicht sonderlich ekeln, denn einerseits schwebt dieser über der ganzen Station, andererseits haftet der Kot der possierlichen Tierchen an Schuhen und Hosen und bleibt so ständiger Begleiter. Das Leben in der Antarktis ist also alles andere als einfach. Aber wer einmal Blut geleckt hat, kann sich diesem Reiz kaum entziehen…….doch das ist eine ganz andere Geschichte.

Weitere Informationen: http://www.ukaht.org/






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